Der Feldweg - 1. Wegabschnitt

1. WEGABSCHNITT
Von der Kirche über den Kreuzberg und den Weinlehrpfad entlang

Wir beginnen unsere Wanderung in die Kulturlandschaft Falkensteins beim alten Pfarrhof unterhalb der Kirche. Ein interessanter Platz ist der benachbarte Friedhof. Dann gibt es zwei Möglichkeiten, um auf den Kreuzberg zu kommen: Ein schöner, aber unerwartet steiler Anstieg führt zunächst in den Ortsteil Wieden bergab und dann vorbei an Kreuzwegfiguren auf den felsigen Hügel. Ein gemütlicherer Weg führt über die Mariengrotte durch den unteren Abschnitt des Weinlehrpfades. Später folgen wir dem Weinlehrpfad durch den Sortenweingarten, an dessen oberem Ende wir jedoch nach rechts abzweigen und einem wunderschönen Waldrand folgen. (Der kürzere Weinlehrpfad führt nach links zum Ort zurück. Auf einem kurzen Abstecher können wir auch noch die letzten Informationstafeln des Weinlehrpfades betrachten und überdies eine besonders schöne Aussicht auf den Ort bewundern.)

Ein Blick in die Vergangenheit mit Pfarr- und Grundherren

Die Falkensteiner Kirche steht über der Ortschaft auf den Hängen des Schlossberges. Über ihr sehen wir die Reste der früher mächtigen Burg. Eindrucksvoll ist schon die zum Hauptportal der Kirche mit spätromanischer Bausubstanz hinaufführende Stiege. Die Fassade stammt aus der Zeit um 1670. Der wuchtige Turm mit gotischen Spitzbogenfenstern steht in Kontrast zur frühbarocken Fassade. Ein besonderes Kleinod in der Kirche ist die Madonnen-Statue aus der Zeit um 1400.

Die Pfarre gehört zu den ältesten des Weinviertels und umfasste bei ihrer Gründung um das Jahr 1050 22 Ortschaften, darunter auch Poysdorf, Wildendürnbach und das heute tschechische Úvaly/Garschönthal. Im Mittelalter waren die Pfarrer von Falkenstein meistens hochgestellte Persönlichkeiten. Sie erzielten ein gutes Einkommen aus der Pfarrherrschaft, kamen nur selten nach Falkenstein und ließen die Gottesdienste in der Pfarrkirche und den Filialkapellen von „Gesellpriestern“ abhalten.

Im Falkensteiner Ortsteil Wieden war der Pfarrer der alleinige Grundherr. Zusätzlich gab es einzelne „Pfarrholden“ in allen zum Pfarrbezirk gehörenden Orten. Ein großer Teil der Einnahmen der Pfarrherren bestand im Weinzehent: Von den Erträgen in bestimmten Rieden mussten die Bauern einen festgelegten Teil an ihren Grundherrn abliefern, einen anderen Teil dem Pfarrer. In einer Aufstellung von 1543 wird der Weinzehent in einem durchschnittlichen Jahr mit 800 Eimern (44.800 Liter) geschätzt. Zusätzlich bewirtschaftete die Pfarrherrschaft selbst auch noch drei Weingärten, in denen im Durchschnitt 250 Eimer (14.000 Liter) geerntet wurden.

Grundherrschaft bedeutete zum einen realen Besitz, also zum Beispiel Burg und Meierhof, zum anderen hoheitliche Rechte wie die Gerichtsbarkeit. Ein bestimmender Teil der Wirtschaftsstruktur bis ins 19. Jahrhundert waren Sach- und Arbeitsleistungen, die die Bauern für die Bewirtschaftung von Grund und Boden an die Grundherren leisten mussten (Zehent und Robot). Außer der Pfarrherrschaft gab es im mittelalterlichen Falkenstein eine landesfürstliche und eine Liechtenstein’sche Herrschaft, die jede ihre eigenen Untertanen hatte.

Neben der Pfarrkirche standen einst noch zwei weitere Kirchen in Falkenstein, deren Spuren wir im Friedhof finden. Von der Georgskapelle ist ein Tonnengewölbe aus dem 15. Jahrhundert zu sehen. Eine 1697 gegründete „Totenbruderschaft“ hielt hier regelmäßige Seelenmessen für ihre verstorbenen Mitglieder ab. Vermutlich vor 1755 wurde die Kapelle abgerissen.

Daneben steht die 1819 erbaute gräfliche Gruft. Möglicherweise stand an ihrer Stelle um 1050 die erste Falkensteiner Pfarrkirche, später jedenfalls die Frauenkirche. Um 1680 wurde sie renoviert, 1785 jedoch geschlossen, öffentlich versteigert und abgerissen.

Der Friedhof hat seit dem Mittelalter die gleiche Ausdehnung. Ursprünglich war er nicht nur Bestattungsort, sondern auch Treffpunkt und Marktplatz für die Bewohner des weiten Pfarrgebietes, die sich am Sonntag zum Gottesdienst einfanden.

Unterhalb des Friedhofes, auf einem Felsen, steht der ehemalige Pfarrhof. Schon im 9. Jahrhundert stand hier ein Holzbau, der im 11. oder 12. Jahrhundert durch einen zu Verteidigungszwecken eingerichteten Steinbau ersetzt wurde. Hier war das Zentrum der mittelalterlichen Pfarrherrschaft. Das heutige Aussehen des Pfarrhofes und die Sonnenuhr auf der Fassade gehen auf das 17. Jahrhundert zurück.

PFLANZENPORTRAIT: Linden

Die Linden am Friedhof von Falkenstein sind charakteristisch für einen Ort mit einer so reichen Geschichte. Linden sind mächtige Bäume, weit verbreitet, aber nur selten häufig, oft gepflanzt in Dörfern, bei Kirchen und entlang von Straßen. Linden hatten von alters her eine große mythologische Bedeutung. Im Schatten der Linden wurde Gericht gehalten, gearbeitet und gefeiert.

Im Alter von 300 bis 500 Jahren sind Linden mächtige Baumgestalten. Bei frei stehenden Bäumen entsteht eine besonders dichte Krone.

Sommerlinden haben beiderseits weiß behaarte Blätter, während die Blätter der Winterlinden nur unterseits in den Nervenwinkeln rostbraun bärtig sind.

In der Forstwirtschaft sind Linden wenig beliebt: Sie liefern sehr leichtes, weiches Holz, das stark schwindet und auch nur geringen Brennwert besitzt. Gut geeignet ist das Lindenholz nur für die Schnitzerei und zum Bau von Kisten und dergleichen.

Die Lindenblüten enthalten ein ätherisches Öl und werden als schweißtreibendes Mittel verwendet. Sie sind auch eine beliebte Bienenweide. Außerdem erzeugen die Blattläuse auf der Oberseite der Lindenblätter viel zuckerreichen Honigtau, der von den Bienen zu Honig weiterverarbeitet wird.

Eine historische Nutzungsform ist die Gewinnung von Lindenbast, der für Matten, Säcke, Seile, Schnüre und Bastschuhe sowie auch zum Dachdecken und zum Bau von Schuppen verwendet wurde. Die Bastgewinnung erfolgte, indem Äste und Stämme im Sommer für mehrere Wochen in Wasser eingelegt wurden, bis sich der Bast in bis zu einem Meter langen Bändern ablösen ließ.

KULINARISCHER TIPP: Lindenblätter

Wenig bekannt ist, dass die jungen Blätter der Linden im Frühjahr auch als Salat verwendet werden können. Besonders schmackhaft sind Lindenblättersalate mit Winteräpfeln, Sonnenblumenkernen und Nüssen. Man kann die jungen Lindenblätter aber auch einfach auf einem Butterbrot essen. Ältere Lindenblätter sind zu bitter und durch die Haare unangenehm zu schlucken.

Kultur in der Landschaft

Die steile Kalkklippe des Kreuzberges steht zwar ziemlich isoliert in der Landschaft, hängt aber doch im Untergrund über den Felsen, auf dem der Pfarrhof steht, mit dem Schlossberg, der die Burgruine trägt, zusammen. Von der Höhe hat man einen schönen Ausblick auf Falkenstein und seine Umgebung. Steinfiguren einer Kreuzweganlage aus der Zeit um 1670 stehen auf den Felsen des Kreuzberges, der vor langer Zeit als Viehweide genutzt wurde. Auf dem Gipfel stehen ein Kreuz und eine Grabkapelle.

Der Kreuzberg ist ein interessanter Ort, um ein wenig über die Kultur in der Landschaft nachzudenken, die hier mit diesen faszinierend in der Natur stehenden Kunstwerken so augenscheinlich wird.

Was ist eigentlich Kulturlandschaft?

Prinzipiell ist der Begriff ein Gegenstück zur Naturlandschaft. Dabei verstehen Wissenschaftler unter Naturlandschaft ein Gebiet, das noch nie von Menschen beeinflusst wurde. In diesem Sinn stehen wir in Falkenstein natürlich mitten in einer Kulturlandschaft, nicht nur weil wir hier mit der Geißelungsgruppe ein über 200 Jahre altes Kunstwerk des Bildhauers Ferdinand Pfaundler bewundern können, sondern auch, weil im Weinviertel seit Jahrtausenden Landwirtschaft betrieben wird. „Echte“ Naturlandschaften gibt es beispielsweise in den höchsten Teilen der Alpen, in Skandinavien oder in Sibirien. Es gibt gute Gründe, solche Landschaften weiterhin vor dem Einfluss der Menschen zu bewahren. Im Weinviertel brauchen wir wohl andere Konzepte für den Naturschutz.

Trotzdem gibt es auch am Kreuzberg ganz offensichtlich Natur. Dass die Steinskulpturen beinahe im Gebüsch zu verschwinden drohen und immer wieder freigeschnitten werden müssen, zeigt uns, dass hier Kräfte der Natur am Werk sind, eigentlich sogar ein Hauch von Wildnis. Je intensiver wir darüber nachdenken, desto stärker merken wir, dass unsere Begriffe einige Verwirrung stiften. Man kann sich mit Ausdrücken wie naturnahe Kulturlandschaft helfen. Genauso gut können wir aber das Konzept, Natur als Gegenpol zur menschlichen Kultur zu sehen, wieder fallen lassen. Es wurde schließlich nur dazu erfunden, gewisse Situationen zu erklären. Den Kreuzberg sehen wir dann vielleicht als Ergebnis mehrerer ineinanderwirkender Kräfte: die Trockenheit auf einem Felsen; Ziegen, die hier früher grasten, um Menschen mit Milch zu versorgen; ein Künstler, der für die Marktgemeinde Figuren aus Sandstein errichtete; Sträucher, die sich auf den offenen Flächen ausbreiteten; Menschen, die Sträucher umschneiden und für offene Steppenrasen sorgen, …

Wer gedanklich bis hierher gefolgt ist, wird festgestellt haben, dass nicht nur Natur ein vielschichtiger Begriff ist, sondern auch Kultur. Kultur finden wir in Kunstwerken genauso wie in der Alltagskultur einer Kellergasse, in den Kulturpflanzen, in der Weinkultur und im früher kultivierten und dann wieder verwilderten Obst. So wie Ferdinand Pfaundler die richtigen Plätze für seine Kunstwerke in der Landschaft gefunden hat, ist Kultur häufig auch eine Beschäftigung mit der Natur. Mit dem bewussten Wahrnehmen dessen, was in der Kulturlandschaft wirkt, beginnt Landschaftskultur.

PFLANZENPORTRAIT: Elsbeere („Odlasbir“)

Unterhalb der Grabkapelle, am Weg zum Weinlehrpfad, finden wir einen Elsbeerbaum, ein interessanter Wildobstbaum unserer Gegend. Der Baum mit charakteristisch gelappten Blättern blüht im Mai und bringt im Herbst kleine lederbraune Früchte hervor, die in reifem Zustand süßsauer schmecken. Sie können roh gegessen oder zu Kompott, Marmelade, Likör oder Schnaps verarbeitet werden.

Die Baumart wächst in lichten Wäldern warmer Gebiete, somit relativ häufig in den Eichen-Hainbuchenwäldern des Weinviertels. Sie ist von Frankreich bis zum Kaukasus verbreitet, wobei sie im Norden ihres Areals an Kalkstandorte gebunden ist. Das schwere, zähe, birnbaumähnliche Holz wird von Tischlern, Drechslern und Bildhauern geschätzt. Es wird auch für Flöten und andere Musikinstrumente verwendet.

Geschichte des Weinbaus – vom Bergrecht, Bergtaiding und Berggericht

Der Weinbau ist seit sehr langer Zeit der bestimmende Wirtschaftsfaktor in Falkenstein. Wir wissen nicht, wann diese Kultur, die ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammt, zum ersten Mal in Falkenstein betrieben wurde. Was wir aber wissen ist, dass die Falkensteiner Winzer geschätzte Lehrmeister des Weinbaus im Weinviertel und in Südmähren waren.

Das Bergrecht war eine Art Obereigentum im Weingarten. Die Winzer mussten zusätzlich zu den Abgaben an die Grund- und Pfarrherren dem Bergherrn bestimmte Mengen an Wein liefern. Die Bergherren sicherten die Gerichtsbarkeit in Angelegenheiten des Weinbaus.

Aus dem Jahr 1309 ist uns ein Bergtaidingbuch, auch Bergbüchel genannt, aus Falkenstein erhalten geblieben. Es ist eine Art Zusammenfassung der damaligen Rechtsordnung im Weinbau.

Das Bergtaiding war eine Versammlung der Weingartenbesitzer, zunächst jährlich am Markustag (25. April), später jedes zweite Jahr. Hier wurde das Bergbüchel verlesen und alle Strittigkeiten in Weinbauangelegenheiten verhandelt. Ein Bergmeister als Richter in Weinbauangelegenheiten und Aufseher über die Weingärten wurde gewählt. Dieses Falkensteiner Berggericht fungierte nun auch als Berufungsgericht für die meisten südmährischen Berggerichte. Wer mit deren Urteil nicht einverstanden war, konnte sich an das Falkensteiner Berggericht wenden. Im Jahr 1609 billigte der Brünner Landtag ausdrücklich diese Rechtsstellung Falkensteins.

Die traditionelle Rechtsordnung im Weinbau hatte einerseits zum Ziel, den Bergherren ihre Einkünfte zu sichern: Es war verboten, Weingärten brach liegen zu lassen oder in Äcker umzuwandeln. Andererseits war auch das Neuauspflanzen von Weingärten in Ackerrieden untersagt, möglicherweise eine Maßnahme zur Qualitätssicherung im Weinbau. Genaue Vorschriften gab es auch über den Lesezeitpunkt. Weitgehend verboten war auch die „Einfuhr“ fremden Weines nach Falkenstein.

Im Wesentlichen waren die Bestimmungen des „Bergbüchels“ als fest eingewurzeltes Brauchtum bis ins 18. Jahrhundert in Kraft. Dann wurden auch neue Weingärten außerhalb der traditionellen Lagen angelegt, beispielsweise in der Ried „Ackerweingärten“.

Im 19. Jahrhundert machte die Einschleppung der Reblaus die Verwendung von „Unterlagsreben“ notwendig. Die große Neuerung des 20. Jahrhunderts war die Umstellung von der Stock- zur Hochkultur. Noch immer ist der Weinbau der bestimmende Wirtschaftsfaktor in Falkenstein. Die Winzer haben sich im Weinbauverein organisiert.

Die Weine des neuen Falkensteiner Berggericht fußen auf der kollektiven Idee neun ortansässiger Winzer, das klassische Weinbaugebiet rund um den Rosenberg wieder als einen Mittelpunkt Weinviertler Weinkultur zu etablieren. Dabei zollen sie sowohl der Vielfalt der Falkensteiner Lagen wie auch der Diversität der Rebsorten Tribut und keltern Weine, die das Potenzial des historischen Terroirs in subjektive und zeitgemäße Interpretationen integrieren. Das Resultat sind große Weine, die sich voller Respekt an Traditionen orientieren und doch den Weg in eine ambitionierte Zukunft weisen.

Der Weinlehrpfad

Der Falkensteiner Weinlehrpfad wurde im Jahr 1973 als erste derartige Einrichtung in Österreich von den Weinbauern des Naturparks Leiser Berge unter der Leitung von Prof. Anton Gössinger angelegt. 1995 wurde er vom Falkensteiner Weinbauverein erneuert und 2013 im Zuge des Projektes „Der Flug des Falken“ wiederum aktualisiert.

Informationstafeln in der Landschaft behandeln die Geschichte des Weinbaus, die Arbeit der Weinbauern und die Qualitätsstufen österreichischen Weines. Ergänzt wird dieser informative Teil durch Kunstwerke und Gedichte, die den Weinbau und das Weinviertel zum Thema haben.

PFLANZENPORTRAIT: Weinrebe

Die Gattung Vitis umfasst etwa 40 Arten, die hauptsächlich in subtropischen Gebieten verbreitet sind. Im Unterschied zu manchen als Zierpflanzen bekannten Rebarten (zB „Veitschii“) klettern diese Sträucher mit Ranken, aber ohne Haftscheiben. Die größte Formenfülle besteht in Nordamerika, in Europa ist lediglich Vitis vinifera heimisch.

Die Wildform dieser „Europäerrebe“ kommt selten in Flussauen vor, zum Beispiel auch an March und Donau. Sie hat einige verblüffende Eigenschaften: Im Gegensatz zur Kulturform gibt es rein weibliche und rein männliche Pflanzen. Die Pflanzen werden bis zu 30 m hoch, klettern in Baumkronen und bilden einen Stamm mit bis zu 1,5 m Umfang.

Ziemlich unklar ist, wie daraus die enorm vielfältigen Rebsorten der Rot- und Weißweine entstanden sind. Eine andere Frage, die damit nicht unmittelbar zusammenhängt, ist die nach der Ausbreitung des Weinbaus vom Mittelmeerraum nach Mitteleuropa, der vermutlich zum Teil auf die Römerzeit zurückgeht. Später wurde der Weinbau vor allem von der Kirche gefördert. Zentren des Weinbaus sind noch heute die Mittelmeerländer (Italien, Frankreich, Spanien).

Die wichtigsten Weinsorten in Falkenstein sind Grüner Veltliner, Welschriesling, Weißburgunder, Riesling und Chardonnay bei den Weißweinen sowie die Rotweinsorte Blauer Zweigelt. Im Herbst haben Sie im Sortenweingarten die Möglichkeit, sich ein wenig durch die Vielfalt der Rebsorten durchzukosten.

Wahrscheinlich war die Weinrebe die erste Kulturpflanze, die gezielt gedüngt wurde. Seit dem 19. Jahrhundert werden die Europäerreben überwiegend auf Unterlagsreben aufgepfropft. Diese sind entweder Kreuzungen zwischen amerikanischen Vitis-Arten oder zwischen diesen und Vitis vinifera. Ebenfalls zu diesen Kreuzungen gehören die Direktträger, die man ab und zu zur Gewinnung von Tafeltrauben in Hausgärten findet. Der Direktträgerwein hat einen eigenartigen „Fuchsgeschmack“ und unterliegt wegen der Gefahr eines erhöhten Gehaltes an gesundheitsschädlichem Methylalkohol Handelsbeschränkungen.

PFLANZENPORTRAIT: Weingartenpfirsich

Der Pfirsich stammt ursprünglich aus China und wird in der Umgebung des Kaukasus, in den Mittelmeerländern, in den Weinbaugebieten Mitteleuropas aber auch Amerikas, Südafrikas und Australiens kultiviert. Er gehört zu den besonders anspruchsvollen Obstgehölzen.

Im Weinviertel ist neben heute in allen Anbaugebieten verbreiteten amerikanischen Züchtungen auch die spezielle Formengruppe der Weingartenpfirsiche zu finden. Sie zeichnen sich durch einen späteren Reifezeitpunkt (oft erst zur Weinlese), häufig gelblich-weiße, meistens kleinere und manchmal etwas bitter schmeckende Früchte, aus. Was die Kultur der Weingartenpfirsiche so spannend macht, ist, dass keine festen Sorten herausgezüchtet wurden. Meistens wird durch „Kern legen“ vermehrt und jeder Baum bringt etwas andere Fruchteigenschaften hervor.

PFLANZENPORTRAIT: Holunder („Holler“)

Der Schwarze Holunder stellt wohl die beliebteste Wildobstart des Weinviertels dar. Die Sträucher blühen im Mai mit zahlreichen Blüten in doldenartigen Rispen und bringen im Spätsommer zahlreiche kleine tiefschwarze Früchte hervor. Der Holler liebt gut mit Wasser und Nährstoffen versorgte Standorte, wie er sie meistens am Rand der Dörfer findet. Prinzipiell enthält die Pflanze wenig erforschte brechreizerregende Stoffe, doch gibt es Formen der traditionellen Anwendung, die unbedenklich sind.

Hollerblütensaft und Hollersekt werden aus den Blüten nach Auslese der Stängelteile erzeugt. Tee aus Holunderblüten ist ein bewährtes Mittel zum „Ausschwitzen“ von Erkältungskrankheiten.

Die reifen Beeren sind schließlich völlig giftfrei, sollten aber vorsichtshalber auch noch gekocht werden. Beliebte Verarbeitungsprodukte sind Holundermus und Holundersaft.

In der Naturheilkunde wird schließlich noch die Rinde des Schwarzen Holunders als stark harntreibendes Mittel verwendet, in der Homöopathie Blüten und Blätter, verarbeitet zu „Sambucuspotenz“, zur Behandlung von Erkältungskrankheiten.

Im Volksglauben wurde eine vielfältig verwendbare Pflanze wie der Holler mit verschiedenen Tabus belegt. Dem, der einen Holunderstrauch umschneidet oder das Holz verbrennt, soll es schlecht ergehen. Man sollte vielmehr eine demütige Haltung zu dieser Pflanze einnehmen – und im Vorbeigehen den Hut ziehen. In manchen Gegenden wurde dem Holunderstrauch sogar am Karfreitag oder zu Allerseelen ein Opfer aus Brot und Bier gebracht, vermutlich ein Relikt eines keltischen Baumkultes.

Am Weinlehrpfad finden wir in der Nachbarschaft des Schwarzen Holunders noch einen weiteren Holler-Verwandten: Der Attich oder Zwerg-Holunder ist eine krautige (nicht verholzte) Staude mit ähnlichen Blättern, Blüten und giftigen Früchten. Dort, wo der Schwarze Holunder nicht so häufig ist, etwa in Südfrankreich, musste auch der Attich als Zauberpflanze herhalten.

KULINARISCHE TIPPS: Gebackene Hollerblüten

Blüten des Schwarzen Holunders werden in Palatschinkenteig getaucht und in heißem Fett herausgebacken. Unbedenklich ist dieses im Weinviertel beliebte Gericht, weil keine gröberen Stängelteile mitgegessen werden und wegen der Hitze beim Backen.

Zwetschken-Holunderröster

Vollreife Beeren des Schwarzen Holunders werden gewaschen und von den Stielen entfernt. Die Zwetschken werden entkernt und kleingeschnitten. Holunderbeeren und Zwetschken werden mit Wasser, Zucker, Gewürznelken und einem Stück Zimtstange etwa eine halbe Stunde lang unter öfterem Umrühren gekocht. Zwetschken-Holunderröster eignet sich hervorragend als Beilage zu Topfenknödeln.

PFLANZENPORTRAIT: Dornsträucher am Waldrand

Wenn man es sich recht überlegt, sind Waldränder in der mitteleuropäischen Kulturlandschaft fast immer von den Menschen geschaffene Bereiche. Von Natur aus würde sich der Wald in Falkenstein höchstens in der Umgebung von Felsen mosaikartig auflösen, eine geradlinige Grenze zur Offenlandschaft gäbe es nirgendwo.

Trotzdem sind gerade Waldränder besonders artenreiche Biotope. Einerseits finden wir hier den Waldmantel aus Sträuchern, andererseits den Waldsaum aus hochwüchsigen und häufig bunt blühenden Kräutern.

Typische Sträucher des Waldmantels sind die Wildrosen. Weltweit gibt es zwischen 100 und 250 Rosenarten, in Europa zwischen 30 und 60. Diese vagen Zahlenangaben machen uns schon klar, dass es bei den Rosen nicht so einfach ist zu sagen, was zu einer Art gehört. Bei extremer Auffassung könnte man auch 4000 Rosenarten unterscheiden. Diese Problematik liegt nicht nur in der Natur der Botanik, sondern auch in der der Rosen: Einmal erworbene Merkmale werden lange Zeit unverändert an die Nachkommen weitergegeben, bis dann doch wieder einmal eine Kreuzung mit einer anderen Form entsteht, die wieder vererbt wird. Wer sich nicht gerade beruflich mit Rosen beschäftigt, kann sich ganz einfach an dieser Formenfülle erfreuen: an unterschiedlich geformten Stacheln, an verschiedenen Blütengrößen und -farben, am Geruch mancher Rosenblätter und an der Formenvielfalt der Hagebutten. Man kann auch Hagebuttentee, -marmelade und sogar -wein zubereiten.

Beim Weißdorn ist die Situation nur auf den ersten Blick anders. Hier wird zwar alles, was an einem Falkensteiner Waldrand steht, zur Art des Eingriffeligen Weißdorns gezählt, die Formenfülle ist aber dennoch groß. Die Früchte des Weißdorns, der auch Crataegus genannt wird, werden zu einem milden Herzmittel verarbeitet.

Weitere dornige Sträucher des Waldrandes sind die Schlehen, auf die noch später genauer eingegangen wird.

Die Vogelwelt der Falkensteiner Kulturlandschaft

Waldrodung und bäuerliche Bewirtschaftung haben das heutige offene Erscheinungsbild der Landschaft hervorgebracht: Vor allem in Gebieten, in denen keine Flurbereinigung („Kommassierung“) stattgefunden hat, sind Äcker und Weingärten durchsetzt mit Einzelbäumen und unterbrochen von Hecken und kleinen Wäldchen. Das ermöglichte vielen Vogelarten, den Menschen von den Steppen des südlichen und östlichen Europas ausgehend zu folgen und sich gemeinsam mit ihnen über nahezu ganz Europa auszubreiten. Solange die Bewirtschaftung genügend Nahrung und sichere Brutplätze zulässt, sind diese „Kulturfolger“ in der Lage, mit den Menschen zusammenzuleben. Mit fortschreitender Intensivierung der Landnutzung wird das jedoch zunehmend schwieriger. Bei unserem Rundgang durch Falkensteins Äcker und Weingärten werden wir auf viele Vögel treffen, die für die Weinviertler Kulturlandschaft typisch sind. Wir begegnen Vögel mit den reißerischen Namen „Neuntöter“ oder „Raubwürger“ und auch weithin bekannten wie den Feldlerchen oder, in Falkenstein wenig verwunderlich, den Turmfalken.

Ein bekannter Vogel, dessen Gesang angeblich Beethoven zum berühmten Thema der 9. Symphonie inspiriert hat, ist die Goldammer. Der Gesang wird ab Februar von den Männchen vorgetragen und hört sich ein wenig nach „Wie wie wie wie wie hab ich dich lieeeeeb“ an. Die Goldammer kann das ganze Jahr hindurch beobachtet werden, im Winter ist sie vor allem in Trupps unterwegs, die auf den Feldern nach Nahrung suchen. Sie ist ein klassischer Bewohner der offenen Kulturlandschaft und wurde deshalb stellvertretend für alle anderen Kulturfolger 1999 zum „Vogel des Jahres“ ernannt.

Wie bereits angekündigt, werden Sie mit großer Wahrscheinlichkeit auch Vögeln mit gefährlich klingenden Namen begegnen: im Frühjahr und Sommer (April bis September) dem Neuntöter und in den Wintermonaten dem Raubwürger. Auch ihr Aussehen, beim Neuntöter allerdings nur das des Männchens, erinnert an unangenehme Zeitgenossen: eine breite, schwarze Augenmaske verleiht ihnen Ähnlichkeit mit Walt Disneys Panzerknackern. Diese Äußerlichkeiten sind jedoch, zumindest für uns Menschen, kein Grund zur Panik. Diese beiden Singvogelarten leben aber tatsächlich ziemlich räuberisch, was auch die greifvogelartig gebogene Schnabelspitze erklärt. Von einer Ansitzwarte aus, einer Strauch- oder Baumspitze oder auch einer Telefonleitung, lauern sie auf vorbeifliegende Insekten oder andere unaufmerksame Tiere, die beim Raubwürger auch die Größe von kleineren Singvögeln, Mäusen und selten sogar Eidechsen erreichen können. Auf den Warten können wir diese Vögel schon von Weitem sehen und deshalb gut beobachten. Der Neuntöter hat seinen eigenartigen Namen übrigens daher, dass er angeblich neun Vögel am Tag erbeutet. Das stimmt allerdings nicht mit der Realität überein. Wahr ist, dass er sich bei genügend Nahrung einen Vorrat anlegt, indem er die Beutetiere auf Dornen aufspießt und so für magere Zeiten vorsorgt. Sein Nest liegt gut versteckt in Dornsträuchern. Lediglich das hektische Warnen der Altvögel lässt eine Brut in einem der umliegenden Sträucher vermuten. Der Raubwürger ist in Österreich als Brutvogel akut vom Aussterben bedroht. Die letzten Brutvorkommen liegen im nördlichen Waldviertel und entlang der March-Thaya-Auen, in letzter Zeit aber auch in der Nähe von Wildendürnbach. Als Wintergast ist er aber häufiger anzutreffen.

Über Feldern oder Brachen kann man regelmäßig einen etwas größeren Vogel in der Luft „stehen“ sehen. Da es bei uns keine Kolibris gibt, kann es sich dabei fast nur um den Turmfalken handeln. Als ausgesprochener Mäusejäger nascht er nur ab und zu andere Tiere wie kleine Vögel oder Reptilien und sucht sich gezielt Flächen mit einer hohen Mäusedichte. Wie erst vor kurzem bekannt wurde, ist der Turmfalke in der Lage, ultraviolettes Licht zu sehen. Der Urin der Wühlmäuse, den diese aus verschiedenen Gründen auf ihren regelmäßig benutzten Pfaden verspritzen, reflektiert ultraviolettes Licht und verrät so dem Turmfalken wo es sich lohnt, nach Beute Ausschau zu halten. Anscheinend sind auch häufige und vermeintlich gut erforschte Vogelarten immer wieder in der Lage, uns mit verblüffenden Tricks zu überraschen. Wie alle anderen Falken baut auch der Turmfalke kein eigenes Nest, sondern ist auf unbenutzte Horste von Krähen angewiesen. Der Name verrät aber schon, dass er auch in alten Gebäuden brüten kann, sofern diese nicht hermetisch durch Gitter und Bretter abgeriegelt sind.

Sollten Sie einen etwas kleineren Vogel in der Luft stehen sehen und einen wunderschönen Gesang vortragen hören, so ist das mit großer Wahrscheinlichkeit die Feldlerche. Mit dem Turmfalken hat sie nur gemeinsam, dass sie dessen Ruf imitieren kann. Kurz nach der Ankunft aus ihrem süd- und westeuropäischen Winterquartier im Februar beginnen die Männchen mit ihrer Gesangstätigkeit. Wenn die Luft voll ist mit Lerchengesang, ist es oft unmöglich zu sagen, wie viele Feldlerchen nun wirklich singen. Wegen der frühen Ankunft ab Februar schafft sie es sogar oft, zwei Bruten im Jahr anzulegen. Durch die schlichte Braunfärbung fällt das Weibchen kaum auf, wenn es in einer Bodenmulde die Eier ausbrütet. Es ist so optimal vor natürlichen Feinden geschützt, nur leider nicht vor Traktoren.

Schon der Name des nächsten Vogels treibt vielen Winzern den Schweiß auf die Stirn: der Star. Zu Tausenden zieht er im Herbst umher, um bei der Weinlese mitzuwirken, leider jedoch nur als Selbstversorger. Er gehört zweifellos zu den Vögeln, die am meisten von der menschlichen Landbewirtschaftung profitieren. Felder und kurzrasige Flächen dienen dem Höhlenbrüter während der Brutzeit als Nahrungsgebiet. Im Herbst nutzt er, wie erwähnt, die Weingärten mit den reifen Trauben, aber natürlich auch andere beerentragende Sträucher, wie zum Beispiel den Holunder. Er ist ein Kurzstreckenzieher, der sein Winterquartier bereits im Mittelmeerraum aufschlägt und daher schon regelmäßig früh zurückkehrt. So kann er bereits ab Februar wieder bei uns gehört werden, wenn er mit seinen täuschend ähnlichen Imitationen von Gesängen anderer Vögel die Vogelkundler zur Verzweiflung bringt. Ab und zu bringt er dann doch arttypische Töne wie ein hohes Pfeifen, und die Welt ist wieder in Ordnung.

Obwohl Sie es auf Ihrem Rundgang nur durch Zufall entdecken werden, möchten wir Ihnen das Rebhuhn nicht vorenthalten. Es konnte ursprünglich genauso wie der Star sein Verbreitungsgebiet durch die Rodungstätigkeit des Menschen ausweiten und hatte auch keine Schwierigkeit, mit der damaligen Bewirtschaftung zurechtzukommen. Dies hat sich aber leider mittlerweile geändert. Angewiesen auf ausreichend Altgrasbestände und Hecken findet es diese Bedingungen immer seltener vor, weshalb sich das Rebhuhn auf der Roten Liste der gefährdeten Vogelarten befindet. Mit etwas Glück und Geduld kann man jedoch im März und April in den Abendstunden den für uns Menschen wenig erotischen, krächzenden Ruf der Hähne hören. Im Winter, bei Schneelage, sind auch die Familienverbände (Ketten) relativ leicht auf den Feldern zu entdecken, wenn sie sich gegen den Schnee abheben.

Sind oder waren Sie verliebt? Dann kennen Sie bestimmt die Turteltaube, mit der Verliebte oft verglichen werden. Man kann sie ohne weiteres zu den hübschesten unserer Vögel zählen. Ihr Balzruf ist ein leicht erkennbares, oftmals wiederholtes Gurren, und im Flug fällt sofort ihr schwarz-weiß gezeichneter Schwanz auf. Sie ist ein relativ kleines Täubchen. Wie die anderen Tauben legt sie meist nur zwei Eier und hat ein bis zwei Bruten im Jahr. Als reiner Vegetarier ernährt sie sich hauptsächlich von Kräutersamen und ist im Herbst auch auf Sonnenblumen- und Getreidefeldern auf der Suche nach ausgefallenen Samen zu finden.